Die drei Ewigen, Wilbet, Ambet und Borbet. Sie verkörpern das immerwährende, unbesiegbare Leben. Wilbet ist die Mondmutter, Ambet die Erdmutter und Borbet die Sonnenmutter. In ihnen lebt ein uralter Glaube, den unsere Vorfahren noch kannten, bevor das Christentum alles überdeckte.
Wilbet unsere Mondmutter
Wilbet, die Mondmutter, ist die Herrin des Lebensborns. Von ihr hängt in erster Linie alles Wachsen und Gedeihen ab. Nach altem Glauben weckt nicht die Sonne, sondern der Mond das keimende Leben in Mensch, Tier und Pflanze. Wilbet ist die Schützerin der Schwangeren. Zu ihr kommen die Frauen in ihren Nöten und Krankheiten. Ihr Mondschein ist Orakel und Wegweiser. Noch heute achten Bauern bei Saat und Ernte auf die Mondzeiten.
Der Name Wilbet hängt mit dem Wort für Mond zusammen. Im Englischen bedeutet „wheel“ Rad, aber früher meinte es die Mondscheibe. In Norddeutschland sagt man heute noch „Waal“ zum Vollmond. Wilbet war also die Herrin des Mondes und damit des Lebens selbst.
Viele Orte erinnern an Wilbet. Namen wie „Wilenberg“ oder „Willenroda“ gehen auf sie zurück. Auch Pflanzen tragen ihren Namen: Die Weide heißt „Wilgenbaum“, die Königskerze „Wilstengel“. All das zeigt, wie wichtig Wilbet für unsere Vorfahren war.
Ambet unsere Erdmutter
Ambet ist die Personifikation der jungfräulich-mütterlichen Erde. Aus ihren Brunnen und Teichen holte man die Kindlein. Sie birgt die Asche und den Leib der Toten in ihren unterirdischen Grabkammern. In christlicher Zeit wurde sie oft zur „Mutter Anna“, der Schutzpatronin der Bergleute.
Der Name Ambet bedeutet „Erde“ und „göttliche Mutter“ zugleich. In vielen alten Sprachen gibt es ähnliche Wörter dafür. Die Römer kannten eine Göttin namens Anna Perenna, die auch mit der Erde zu tun hatte. Unser deutsches Wort „Ahne“ für Großmutter gehört auch in diese Wortfamilie.
Viele Ortsnamen erinnern an Ambet: Amberg, Amring, Andechs zum Beispiel. Es gab sogar einen „Ambetgau“ in der heutigen Rheinprovinz. All das zeigt, wie tief die Verehrung der Erdmutter in unserem Land verwurzelt war.
Borbet unsere Sonnenmutter
Borbet ist die mütterliche Sonne, „diu perhtel sunne“. Aus der Höhe spendet sie Wärme und strahlendes Licht. Ihr ist das Sonnenkälbchen heilig. Viele Orte, die nach Osten zeigen, woher die Sonne kommt, erinnern an sie. Ihr Name hängt mit Wörtern für „warm“ und „leuchtend“ zusammen.
Ortsnamen wie Borberg oder Bornheim gehen auf Borbet zurück. Auch viele Personennamen wie Berthold oder Albert enthalten ihre Wurzel. Das zeigt, wie wichtig die Sonnenmutter für unsere Vorfahren war.
Das Wort „Bet“ in den Namen der drei Ewigen war für unsere Vorfahren sehr bedeutsam. Es meinte „ewig“ und „Welt“ zugleich. Für sie waren die Welt und die Ewigkeit dasselbe. Sie dachten nicht, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, das anders ist als das Leben auf der Erde. Alles war für sie ein großer Kreislauf ohne Anfang und Ende.
In dieser Welt fühlten sich die Menschen geborgen. Sie wussten, dass Sommer und Winter, Tag und Nacht immer wiederkommen. Sie glaubten nicht an ein Ende der Welt, wie es die christliche Lehre vom Jüngsten Gericht verkündete.
Weibliche Dreigottheit
Die drei Ewigen waren nicht nur Göttinnen, sondern standen für die ganze Welt. Ambet war die Erde unter den Füßen, Borbet die Sonne am Himmel und Wilbet der Mond in der Nacht. Zusammen bildeten sie alles, was die Menschen kannten und brauchten.
Auch heute noch finden wir viele Spuren der drei Ewigen. Im Christentum wurden sie zu den „drei heiligen Jungfrauen“. In vielen Sagen hört man von drei Fräulein, die in einer Burg oder einem Berg wohnen. Sie haben langes, schönes Haar und tragen alte Kleider.
Diese Sagen gibt es in ganz Europa.
Oft erzählt man, dass die drei Fräulein in einem Berg wohnen. Dort haben sie viele Schätze. Manchmal kommen sie heraus und helfen den Menschen. Besonders in der Nacht kann man sie sehen oder ihre schöne Musik hören.
In Kirchen sieht man manchmal Bilder von drei Frauen. Oft sind es die heilige Anna mit Maria und dem Jesuskind. Oder es sind die drei Nothelferinnen Barbara, Katharina und Margarete. Sie alle repräsentieren unsere alten Göttinnen.
Viele Orte haben Namen, die an die drei Ewigen erinnern. „Frauenwald“ oder „Frauenbrunnen“ zum Beispiel. Auch Namen, die mit „Bet“ anfangen, wie „Betberg“ oder „Bettenhausen“, kommen von den drei Ewigen. In manchen Gegenden gibt es „Dreifrauenberge“ oder „Dreijungfrauenkapellen“.
Auch in alten Bräuchen und Liedern leben die drei Ewigen weiter. Kinder singen noch heute Lieder von drei Jungfrauen. In manchen Gegenden feiert man Feste, die an die alten Göttinnen erinnern, ohne dass die Menschen es wissen.
Orts und Flurnamen der drei Ewigen
Besonders interessant sind die Orte, an denen die drei Ewigen verehrt wurden. Oft waren es Berge oder Hügel. Manchmal gab es dort Höhlen oder unterirdische Gänge. Die Menschen glaubten, dass diese Orte heilig sind.
Von den Christen wurden an diesen Orten oft Kirchen oder Kapellen gebaut. So wollte man den alten Glauben durch den neuen ersetzen. Aber die Erinnerung an die drei Ewigen blieb trotzdem lebendig, bis heute.
Ein besonderer Ort war das „Kar“. Das war eine Art heiliges Grab. Es war aber kein echtes Grab, sondern ein Ort, an dem die Menschen den Kreislauf von Leben und Tod feierten. Manchmal war es ein Steinsarg oder eine Höhle im Berg.
Das Kar war sehr wichtig. Die Menschen glaubten, dass man dort zwischen der Welt der Lebenden und der Toten hin- und hergehen konnte. Die Verehrung der drei Ewigen hatte auch mit den Jahreszeiten zu tun. Besonders wichtig waren die Zeit um Ostern und die Tage um Weihnachten. Das waren Zeiten, in denen man den Wechsel in der Natur feierte.
Im Frühling, wenn alles neu zu wachsen begann, dachte man besonders an Ambet, die Erdmutter. Im Winter, wenn die Nächte lang waren, war Wilbet, die Mondmutter, besonders wichtig. Und im Sommer, wenn die Sonne hoch am Himmel stand, verehrte man Borbet.
Die Entdeckung der drei Ewigen hilft uns, unsere Kultur besser zu verstehen. Sie zeigt, wie eng die Menschen früher mit der Natur verbunden waren. Auch wenn wir heute anders leben, steckt dieses alte Wissen noch tief in uns.
Es ist wichtig zu verstehen, dass die drei Ewigen nicht einfach verschwanden, als das Christentum kam. Viele ihrer Eigenschaften und Geschichten wurden auf christliche Heilige übertragen. So lebten sie in veränderter Form weiter.
Heilige Maria
Die heilige Maria zum Beispiel hat viele Eigenschaften von Wilbet übernommen. Sie wird oft mit dem Mond dargestellt und gilt als Beschützerin der Frauen. Die heilige Anna, die Mutter von Maria, erinnert an Ambet. Und manche Heilige, die mit Licht und Wärme zu tun haben, haben Züge von Borbet.
Heidnischer Glaube wurde für den Aufbau des Christentums verwendet, viele christliche Begriffe wie z.B. Sünde, oder fromm sind heidnischer Herkunft. Auch in unserem Kalender finden wir noch Spuren der drei Ewigen. Die Namen der Wochentage zum Beispiel. Mittwoch, Donnerstag und Freitag sind nach germanischen Göttern benannt. Aber Montag, Dienstag und Samstag haben andere Namen. Vielleicht waren das ursprünglich die Tage der drei Ewigen.
Es ist spannend, mehr über die drei Ewigen zu erfahren. Viele Wissenschaftler suchen nach Spuren in alten Geschichten, in Ortsnamen und in Kunstwerken. Je mehr wir darüber wissen, desto besser verstehen wir, woher wir kommen.
Auch für uns heute können die drei Ewigen wichtig sein. Sie erinnern uns daran, dass wir Teil der Natur sind. Sie zeigen uns, wie alles zusammenhängt – Erde, Mond und Sonne. Und sie lehren uns, das Leben als Ganzes zu sehen, mit Geburt, Tod und Wiedergeburt.
Kraft von Sonne und Mondin
In einer Zeit, in der viele Menschen sich von der Natur entfremdet fühlen, kann die Erinnerung an die drei Ewigen heilsam sein. Sie lädt uns ein, wieder mehr auf die natürlichen Rhythmen zu achten. Den Wechsel der Jahreszeiten bewusster wahrzunehmen. Die Kraft von Sonne und Mond zu spüren.
Wilbet, Ambet und Borbet können uns helfen, die Welt anders zu sehen. Unsere Vorfahren wussten, dass alles Leben aus der Erde kommt, von der Sonne Licht bekommt und vom Mond beeinflusst wird.
In unserem oft hektischen Leben ist es gut, manchmal innezuhalten. Die Erde unter unseren Füßen zu spüren. Die Sonne auf unserem Gesicht zu fühlen. Den Mond am Himmel zu betrachten. Wenn wir uns so mit der Natur verbinden, können wir vielleicht ein erfüllteres Leben führen – genauso wie unsere Vorfahren, die an die drei Ewigen glaubten.
Die Entdeckung der drei Ewigen ist auch eine Einladung, unser kulturelles Erbe neu zu entdecken. In Märchen und Sagen, in alten Bräuchen und Liedern steckt oft mehr Weisheit, als wir auf den ersten Blick erkennen. Wenn wir genau hinschauen, können wir viel daraus lernen.
Moderne Welt
Vielleicht können die drei Ewigen uns auch helfen, anders über Zeit und Ewigkeit nachzudenken. In unserer modernen Welt hetzen wir oft von einem Termin zum nächsten. Wir denken in kurzen Zeiträumen. Die Vorstellung von einem ewigen Kreislauf, wie unsere Vorfahren sie hatten, könnte uns gelassener machen.
Die drei Ewigen sind ein Schatz unserer Kultur. Sie zu erforschen und zu verstehen ist eine spannende Aufgabe. Aber noch wichtiger ist es vielleicht, ihre Botschaft in unser Leben zu übertragen. Nicht als religiösen Glauben, sondern als Inspiration für ein Leben im Einklang mit der Natur und uns selbst.
So können Wilbet, Ambet und Borbet auch heute noch Wegweiserinnen für uns sein. Sie erinnern uns daran, dass wir Teil eines großen Ganzen sind. Dass unser Leben eingebettet ist in den Rhythmus von Tag und Nacht, von Sommer und Winter, von Werden und Vergehen. Und dass in diesem ewigen Kreislauf jeder Moment kostbar und einzigartig ist.
Die Entdeckung der drei Ewigen öffnet uns die Augen für die Tiefe und Weisheit unserer eigenen Kultur. Sie zeigt uns, dass unsere Vorfahren ein reiches geistiges Leben hatten, lange bevor das Christentum kam. Und sie lädt uns ein, dieses Erbe neu zu entdecken und für unser heutiges Leben fruchtbar zu machen.